Wilhelm Karl Leonhard KNOKE (1886-1925) war Sanitätsrat in Osterwald (Kreis Hameln). Er war verheiratet mit Anna Wilhelmine Eleonore Charlotte NÖLDEKE (1868-1939).
Sie hatten 10 Kinder:
- Helene Wilhelmine Elisabeth KNOKE (1892-1956), staatl. geprüfte Kranken- und Säuglingsschwester in Hannover
- Wilhelm Arnold Heinrich KNOKE, früh verstorben
- Anna Bertha Helene Auguste KNOKE, Auch früh verstroben
- Gertrud Mathilde BLUMENBERG (1895-1956) , staatlich geprüfte Lehrerin für landwirtschaftliche Haushaltskunde
- Marie Adelheid NÖLDEKE (1897-1975), Hauswirtschaftslehrerin und Auslandskorrespondentin
- Frieda Anna KNOKE (1899-1943) wurde im 3. Reich „beseitigt“
- Elisabeth Helene Agnes Johanne NÖLDEKE (1901-1966)
- Bodo Heinrich Arnold Theodor KNOKE (1903-1992), Kapitän zur See
- Karl Friedrich KNOKE (1905-1962), prakt.Arzt in Coppenbrügge Krs. Hameln
- Georg Wilhelm Menko Wolter KNOKE (1907-1926)

Vielen Nöldekes war das gastfreie Haus gut bekannt. Wurde doch dort die erste Nachkriegsfamilienversammlung 1921 in der Inflationszeit in Osterwald nur durch die Hilfeleistung von Elises Sohn Wilhelm und seiner Frau Anna geb. Nöldeke ermöglicht.
Sanitätsrat Dr. Wilhelm Knoke war zeitweilig auch Mitglied des Provinziallandtages in Hannover.
Folgender Text über Wilhelm Knoke wurde zusammengestellt von seinen Brüdern Heinrich und Arnold. Heinrich war derzeit Pastor in Heersum bei Derneburg und Arnold Oberstudiendirektor in Quedlinburg/Harz.
„Am 15. Februar 1866 wurde Wilhelm Knoke als Sohn des Pastors Wilhelm Knoke (Dieser war Gründungsphilister der Schwarzburgverbindung „Burschenschaft Germania“ in Göttingen) und seiner Frau Elise, geb. Nöldeke zu Pattensen im Lüneburgischen geboren. Mit der Versetzung seines Vaters dahin wurde Ende 1866 Adenstedt bei Alfeld (Fürstentum Hildesheim), 1877 Gestorf im Kalenbergschen seine Heimat. Schon als Kind zeichnete er sich aus durch Kraft des Körpers, Stärke des Willens. Er erzwang im Alter von 5 Jahren den Eintritt in die Schule gleichzeitig mit dem älteren Bruder zusammen, wurde später mit diesem gemeinsam vom Vater unterrichtet, beide besuchten zuletzt das Fürstliche Gymnasium Adolfinum Bückeburg in gleichen Klassen und Jahren. Überall trat bei dem Jüngling bereits die klare und bestimmte Art seines Wesens hervor, er erfreute sich damit bei seinen Kameraden allgemein einer besonderen Hochschätzung, sie hatten Gelegenheit genug, seine unbedingte Zuverlässigkeit und Treue, diesen Grundzug seines Charakters, zu erproben, seinen gesunden praktischen Sinn kennen zu lernen und daneben wohl zu merken, wie unter der Aussenseite, die gelegentlich etwas rauher erscheinen mochte, ein feines inneres Empfinden verborgen war. Die Selbständigkeit seines Denkens und Gradheit seines Handelns führten ihn in einen gewissen Gegensatz zu seinem in Charakter und Verwaltungsfähigkeit schwächlichen Direktor H., auch zu einigen anderen Leuten, dieser Gegensatz konnte ihm aber nur zur Ehre gereichen.

Ostern 1885 bezog er die Universität Tübingen, um Medizin zu studieren und gleichzeitig sein Halbjahr bei der Waffe zu dienen. Ungern schied er Michaelis 1885 von dort und nur mit grosser Betrübnis liess ein in Tübingen bald gewonnener neuer Freundeskreis ihn wieder ziehen. Nach dem Wunsche seines Vaters ging er nach Göttingen und trat in die „Germania“ ein. Ostern 1887/88 war er in München und nahm mit frischem Geiste all die mannigfachen Anregungen in sich auf, die eine reiche Kulturstadt dem empfänglichen Sinn zu bieten vermochte. Mit besonderer Vorliebe unternahm er während seiner gesamten Studienzeit Reisen, sie hatten eine nachhaltige Wirkung auf ihn, er war ein aufmerksamer Beobachter, hatte ein klares Urteil, wurde dabei durch ein vorzügliches Gedächtnis instandgesetzt, alle Erinnerungen noch nach Jahrzehnten mit genauer Schärfe zu bewahren.
Als Münchener Student in persönlichen Streit geraten, glaubte er den Konflikt nicht anders als mit Ausfechten eines schweren Säbelduells lösen zu können. Wie er im Grunde über die Frage des Duellwesens dachte, bewies er in der Folgezeit, indem er bei wiederholt gebotenen Gelegenheiten auf Äusserungen, die den beim Duell gezeigten Mut anerkennen wollten, stets den Standpunkt vertrat: noch mehr Mut wäre es gewesen, wenn er das Duell verweigert hätte. Infolge des Vorfalls war sein Ausscheiden aus der „Germania“ notwendig geworden, doch wurde ihm auf seine Bitte im Winter 1888 gern wieder der Beitritt gewährt, zunächst als Konkneipant, dann mit vollen Rechten als Philister.
Bereits im Oktober 1890, im Alter von 24 Jahren, konnte er sich eine Praxis gründen: in dem herrlich gelegenen, als Ausflugsort weithin bekannten, waldumrauschten Bergort Osterwald, Kreis Hameln. Er übernahm dort die Erbschaft eines älteren Herrn, der sich zur Ruhe setzen wollte, und gewann bald durch anerkannte Tüchtigkeit eine hervorragende Stellung. Selbst in den schwierigsten Fällen genoss er das uneingeschränkte Vertrauen der Bevölkerung, dabei war es seine ganze Persönlichkeit, die den Leuten unbedingt Achtung einflösste, ihn so manchmal als den berufenen Vermittler zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erscheinen liess. Von weither suchten sie seine ärztliche Hilfe, immer neue Krankenkassen wurden ihm angeboten. Am 14. Mai 1891 verheiratete er sich mit Anna Nöldeke, Tochter des Majors a.D. Arnold Nöldeke, Inspektors der Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim, und seiner Frau Helene, geb. Oberg. Die Ehe wurde mit 4 Söhnen und 6 Töchtern gesegnet, von denen ein Sohn und eine Tochter in ihrem 1. Lebensjahr starben.
Als 1914 der Weltkrieg ausbrach und ihm gleich den jüngsten Bruder raubte, litt es den starken Niedersachsen nicht daheim, er meldete sich freiwillig und war von Oktober 1914 bis Juni 1918 dabei, die meiste Zeit im fernen Osten, Frühjahr 1918 auch im Westen, grösstenteils in vorderer Linie, war als Stabsarzt, später Oberstabsarzt – zuletzt zum Generaloberarzt befördert – Leiter zuerst einer Sanitätskompanie, dann regelmässig eines grossen Feldlazaretts, das er wiederholt ohne Zufuhr aus der Heimat von dem, was er an Ort und Stelle vorfand, erst einzurichten hatte, deutschem Organisationsgeist alle Ehre machend. Dabei zeichnete er sich in Fragen der Unterbringung und Beköstigung durch strengste Rechtlichkeit aus,- er ging den ihm unterstellten Ärzten, Offizieren und Unteroffizieren mit gutem Beispiel voran, nahm selber nicht mehr und teilte allen Chargen nicht mehr zu, als jedem zukam, und gewann damit die Möglichkeit, alle Mannschaften so zu bedenken, wie es recht war. Wollte Gott, alle, die im grossen Weltkriege auf deutscher Seite eine Vorgesetztenstellung bekleideten, hätten es ebenso gemacht, es hätte besser um den Geist in mancher Truppe gestanden!
Fast die ganze Kriegszeit hat Wilhelm Knoke im Felde gestanden, dabei oft den schwersten Gefahren ausgesetzt, denen er mit kaltblütiger Tapferkeit ins Auge sah. Es war so eine mit Ehren verdiente Auszeichnung, wenn er das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse erhielt. Seine Gesundheit war durch die Kriegsstrapazen stark angegriffen, er konnte deshalb im Juni 1918 von einem Erholungsurlaub nicht wieder an die Front zurückkehren. Nach einer Kur in Salzuflen und Gesundung übernahm er die Leitung eines Reservelazaretts in Hildesheim. Die Revolution und der Kriegsschluss setzten dann auch diesem Kriegsdienst ein Ende. Wilhelm Knoke hat sich dann mit allen Kräften um den Wiederaufbau des Vaterlandes bemüht. Theoretisches Studium und praktische Erfahrung hatten ihm den weiten Blick des Kosmopoliten gegeben. Mit regstem Interesse erforschte er Zusammensetzung und Eigenart der verschiedenen Völker der Vergangenheit und Gegenwart und schaffte sich so die Grundlage zu einer gerechten Beurteilung des eigenen Volkes. Für diese wünschte er eine grössere einheitliche Zusammenfassung unter einer starken Reichsregierung, die nicht durch politische Machtbestrebungen von Einzelstaaten irgendwie in ihrer Bewegungsfreiheit und Betätigungskraft beeinträchtigt werden dürfte. Den Einzelländern gestand er nach Fortfall der Dynastien nicht mehr das Recht der unveränderten Weiterexistenz in alter Bedeutung zu. Das einzige Recht eines engeren Sonderzusammenschlusses im Rahmen des Deutschen Reiches konnter er nur den Stämmen zuerkennen, wünschte für diese nicht aussenpolitische, sondern eine gewisse innere, mehr kulturelle Selbständigkeit, dass sie unter eigenen, nicht stammesfremden Beamten die vom Reich gegebenen Richtlinien durchführen sollten. Er war überzeugt, dass sich, wenn überall in Deutschland der heimischen Art mehr Rechnung getragen würde, allgemein eine grössere Reichsfreudigkeit einstellen würde, so die Widerstandskraft und Stosskraft des Deutschen Volkes in sicherster Weise gehoben werden würde. Er hegte die feste Hoffnung, dass auch für den Niedersachsenstamm eine Zeit heranbrechen würde, in der dieser völlig frei und nicht durch eine in mancher Beziehung wesensfremde Art bestimmt sein Deutschtum betätigen könnte.
Durch die Anstrengungen des Krieges in seiner Gesundheit erschüttert, durch den Verlust seines mit viel Lebensarbeit erworbenen Barvermögens schwer betroffen, von manchen Sorgen um seine Familie seelisch beeinflusst, fiel er einer tükischen Krankheit schneller zum Opfer, als man sonst gerade bei ihm erwartet hätte. Seinen letzten Geburtstag verlebte er in trüber Stimmung im Krankenhaus Hildesheim. Eine Operation vermochte keine Abhilfe zu bringen, am 20. Februar verschied er. Allgemein war die Trauer der Bevölkerung. Die Glashütte holte seine Leiche aus Hildesheim, der Kirchenvorstand bahrte sie in der Kirche auf, hier hatte jeder die erbetene Gelegenheit, den Toten noch einmal zu sehen. Montag, den 23. Februar fand die Beerdigung statt. Der Pastor des Ortes – Pastor Jakobshagen – hielt die Trauerrede in der Kirche, die Bergkapelle begleitete, Knappen trugen den Sarg an dem Hause vorbei zum Friedhof, an dem noch der frühere Pastor von Osterwald P. Voigt eine besondere Ansprache hielt. Überaus gross war die Beteiligung aus allen Schichten der ganzen Umgegend. Dem Kyffhäuserverbande angehörende und freie hannoversche Kriegervereine, unpolitische Gesangvereine und deutsch-hannoversche Vereine waren mit Fahnen erschienen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Die Burschenschaft Schw.B. „Germania“ hatte die 3 Chargierten Wehr, Franzmann und Huhs entsandt, die die Fahne ebenfalls über dem Sarg senkten. Der x. rief dem Entschlafenen den letzten Gruss zu und gab ihm das schwarz-rot-goldene Band mit ins Grab. Zahlreich waren die Kranzspenden, mit denen Einzelpersonen wie Vereine und Körperschaften den Verstorbenen zu ehren suchten, besondere Beachtung fand ein vom Herzog Ernst-August und der Herzogin Viktoria-Luise gestifteter Kranz.
Ein Leben mit 35jähriger Berufsarbeit hatte einen unerwartet frühen Abschluss gefunden, der Bevölkerung des Arztbezirks Osterwald war es, als sei ein Stück ihres eigenen Seins von ihr gerissen. „Es ist, als wäre ein Landesvater von uns genommen“, so klagte ein altes Mütterchen. Persönliches Leben hat seine Nahrung mehr auf dem Lande als in der Stadt, Persönlichkeiten werden in den engen Beziehungen des Dorflebens leichter erkannt und geschätzt als in einem weiteren Kreis von Menschen umfassenden und daher oftmals dem einzelnen kalt und fremd gegenüberstehenden Verhältnissen des städtischen Daseins. Der Ausdruck von Empfindungen ist beim Landbewohner vielfach karg und unbeholfen, aber gerade die Sparsamkeit mit Worten, die Schlichtheit in der Form lässt das Gesagte um so wertvoller erscheinen. Man fühlt überall-: Die Trauer ist echt. Der Verstorbene hat ein reiches Leben gehabt, reich an Arbeit, reich an Erfolg, reich an persönlicher Achtung, Liebe und Dankbarkeit, die über den Tod hinaus dem allzeit treuen Manne eine treue Erinnerung zu wahren versprechen:-„
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